November 23, 2024
Raus aus der Opferrolle, raus aus der eigenen Blase, der Landwirt als Brückenbauer, als Lösungsanbieter verbunden mit dem übergeordneten Ziel „mehr Wertschätzung und höhere Wertschöpfung für die deutschen Bauernfamilien“ – das sind die Ziele des Projekts Zukunftsbauer.
Es handelt sich in der Summe um einen ganzheitlichen Veränderungsprozess. Das Narrativ (lateinisch: narrare = erzählen) soll dabei helfen, Werte und Emotionen nach außen zu transportieren, sowie als Orientierungshilfe zu dienen, um die Welt und den eigenen Platz in ihr zu verstehen.
Mit dieser Erkenntnis aus der rheingold salon-Studie nahm der Zukunftsbauer als neues Narrativ für die Landwirtschaft im Sinne eines Zukunftsgestalters, eines Erbauers und aufbauend auf den Ergebnissen der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL), die unter anderem den Umbau der Landwirtschaft als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet, 2020 seinen Anfang. Es folgten die öffentliche Präsentation des Projekts auf dem Deutschen Bauerntag 2022 in Lübeck und jüngst der Uberblick bisheriger Zukunftsbauer-Meilensteine auf dem diesjährigen Bauerntag in Münster. Dem vorausgegangen war eine intensive Auseinandersetzung in den verschiedenen Gremien des Deutschen Bauernverbands (DBV) und der Landesbauernverbände darüber, was der Zukunftsbauer ist, meint und darüber, wofür er steht, was, wer und wie er sein kann und sollte. Schnell war klar: Es handelt sich um einen mehrstufigen Prozess, der aufgrund seiner vielen unterschiedlichen Ebenen sehr komplex ist und nicht heute oder morgen beendet sein wird. Ein Prozess, der die Chance birgt, das Bild der Landwirtschaft in der Gesellschaft positiv zu verändern und gleichzeitig die Bedürfnisse der Landwirtinnen und Landwirte berücksichtigt.
Dazu beitragen können auch Themen wie Tierwohl, Erhalt der biologischen Artenvielfalt, regionaler Handel, Klimawandel und erneuerbare Energien, die seitens der rheingold salon-Studie Studie als ‚Gewinnerthemen‚ identifiziert wurden, weil sie zum einen den gesellschaftlichen Diskurs prägen, zum anderen, weil sich dort der Berufsstand seit vielen Jahren proaktiv engagiert und oftmals durch Freiwilligkeit glänzt. Aus der im DBV gegründeten ‚AG Zukunftsbauer‘ wurden zum Frühjahr 2022 die drei wichtigen Säulen Selbstbild, Rollenverständnis und Kommunikation definiert, die individuelle Denkprozesse anstoßen, dabei die betriebliche Ebene miteinschließen, um das neue Narrativ und den Prozess erfolgreich umzusetzen zu können. Es geht dabei nicht nur darum, wie sich Landwirtinnen und Landwirte selbst sehen oder welche Rolle sie innerhalb der Gesellschaft einnehmen. Es geht auch um die Wege, wie das, was sie und wie sie es tun, nach innen wie außen besser kommuniziert werden kann.
Mit dem Jahreswechsel 2022/2023 hat sich die bisherige, vornehmlich vom Ehrenamt getragene ‚AG Zukunftsbauer‘ neu aufgestellt. Claus Hartmann, Vorsitzender des Kreisland-volks Northeim-Osterode, vertritt dort von Beginn an das Landvolk Niedersachsen von ehrenamtlicher Seite. Die Neuausrichtung der Gruppe läutete gleichzeitig einen wichtigen Meilenstein im Umsetzungsprozess ein. Mit der Einbindung des verantwortlichen Hauptamts der Landesbauernverbände in die Arbeit der AG tritt der Prozess in eine weitere entscheidende Phase ein, den Zukunftsbauer auf die Ebene der Bauernverbände vor Ort und zu den Mitgliedern zu tragen.
Gemeinsam wurde in den vergangenen Monaten nicht nur an der Weiterentwicklung des Prozesses gearbeitet – wir sprechen nun vom ‚Projekt #Zukunftsbauer‚ – es wurde vielmehr eine umfangreiche Zukunftsbauer-Sammlung mit Unterstützung der Landesverbände erstellt, die sämtliche Informationen zum Thema beinhaltet und unter https://www.bauernverband.de/themendossiers/zukunftsbauern zu finden ist. In der Rubrik ‚Projekte‘ beispielsweise ist Niedersachsen mit den beiden Leuchtturmprojekten „Kooperativ‘ und ,FINKA‘ vertreten. Die Themenseite zum Zukunftsbauer bietet somit das notwendige Handwerkszeug, um den Prozess in die Kreis-und Ortsverbände zu bringen, zu diskutieren und gemeinsam zu überlegen, was der Zukunftsbauer konkret vor Ort bedeuten kann. Denn: Veränderung beginnt in den Köpfen. Mit Blick auf die diesjährigen Winterversammlungen und anstehenden Mitgliederversammlungen eine gute Gelegenheit dort den Zukunftsbauer-Prozess anzugehen.
Zusätzlich zu den bestehenden Hilfestellungen unterstützt der Landesverband die anstehenden Diskussionen und Veranstaltungen vor Ort in den Verbänden mit einem eigens dafür produzierten Imagefilm. Er führt in das Thema ein, erklärt und schafft die Basis für den weiteren Diskurs vor Ort. Dem vorgeschaltet ist ein landesweiter digitaler Aktionszeitraum, in dem kurze Video-Statements von Landwirtinnen und Landwirten aus den Verbänden unter dem Motto „Ich bin Zukunftsbauer weil…“ über die Social Media-Kanäle gespielt werden. Wie seinerzeit beim Niedersächsischen Weg, verstärkt eine eigene Themen-Webseite (www.zukunfts-bauer-niedersachsen.de), auf der die Statements der niedersächsischen Landwirtinnen und Landwirten zu finden sind diese Phase des Prozesses. Der Zukunftsbauer ist gekommen, um zu bleiben. Als Prozess unterliegt er permanenter Veränderung, Anpassung und wahrscheinlich auch Neuausrichtung. Wir stehen eher am Anfang eines langen, aber notwendigen Weges. Er verlangt von allen viel Engagement und den Willen zur Veränderung. Nicht nur vom Berufsstand. Nur mit Verbündeten und Partnern wird es gelingen, dass der Zukunftsbauer zum Game-changer für das Image der Landwirtschaft werden kann.
„Der Zukunftsbauer muss Wandel, Wertschätzung und Dialog für eine nachhaltige Landwirtschaft verbinden.“